Aufgeräumt und Gott gefunden

Aufgeräumt und Gott gefunden

 

Wieder mal steh ich in unserer Küche nach dem gemeinsamen Frühstück. Wieder mal nehm ich den Lappen zur Hand und wische Brösel, Obstreste, Frischkäsetupfen vom Küchenmesser, von der Arbeitsfläche ab. Egal wie gut und ordentlich ich das mache, beim nächsten Snack sieht’s wieder so aus. Während der Rest der Familie schon nach draußen gegangen ist, bleibt mir diese  lästige Arbeit, damit der nächste Küchenbesucher alles einigermaßen geordnet und sauber vorfindet. Jeden Tag dasselbe und das mehrfach. Manchmal frag ich mich, ob das in anderen Familien auch so ist, oder ob nur wir es nicht schaffen, Brösel und Obstreste auf dem Brett und schmutzige Messer gleich in die Spüle zu legen. Zugegeben: es gibt schönere Arbeiten im Alltag

 

Dabei kommt mir der Gedanke, dass Gott eigentlich ständig auch mit Ähnlichem beschäftigt ist. Nicht in der Küche, aber in unserem Leben, wo wir so einiges fabrizieren. Jeden Tag machen wir kleine oder größere Fehler, jeden Tag hinterlassen wir Reste, die uns oder andere belasten, jeden Tag sind in der Küche unseres Lebens Sorgen, Nöte, Ängste, Müll und Abfall zu finden. Wohin damit? Gott macht uns den wunderbaren Vorschlag, dass wir all unsere Ängste und Sorgen auf ihn werfen können (1 Petr 5,7), dass er all unseren Müll, unsere Schuld vergibt, wenn wir sie ihm bringen (Kol 2,14), dass seine Gnade jeden Tag neu ist (Klgl 3,23), dass er uns immer wieder vergibt und unsere Sünden hinab wirft ins tiefste Meer (Mich 7,19). Ich wisch die Krümel in die Küchenabfälle, Gott wischt sie ins Meer. Wow, bei diesem Gedanken muss ich echt staunen und tiefe Dankbarkeit erfasst mein Herz. Gott hat letztendlich viel mehr zu tun als ich. Viel größere Dinge wischt er täglich weg, verzeiht er, erneuert er, reinigt er. Und nirgends sagt uns die Bibel, dass er davon genervt wäre, dass er es leid sei, barmherzig, gnädig und treu zu sein. Im Gegenteil: ER freut sich, wenn er uns täglich beschenken kann, wenn er in unserem Herzen leben und arbeiten darf. Und Plötzlich merk ich, wie Gott in alltäglichen Dingen zu mir spricht, bei unliebsamen Küchenarbeiten. Plötzlich werde ich ganz dankbar und klein vor diesem großen Gott. Und ich bewundere ihn. Ja, inmitten der Küchenarbeit fang ich an, ihn anzubeten und ihn zu loben. „Preise den Herrn, meine Seele! Herr, mein Gott, überaus groß bist du!“, so sagt der Psalmist im Psalm 104. Aus meiner Aufräumarbeit ist  Gebetszeit geworden, in der mir Gott durch Küchenbrösel, durch monotones Saubermachen  seine Größe, seine Gnade gezeigt hat. Gott ist eindeutig im Alltag zu finden, zwischen Töpfen, Pfannen, Bröseln und Staub, zwischen Routine und Gewusel. Er will mir ein Stück Himmel im Alltag zeigen, damit mein Alltag durchdrungen wird von seinem Glanz. „Herr, öffne die Augen und Ohren meines Herzens, damit ich das sehe und höre, was du mir täglich zeigen willst.“